Nach 9 Wochen

geb ich mal eine Rückmeldung, ob sich meine Arbeit mit den Lernetappen bewährt. (siehe „Es kann wieder losgehen“)

Kurzfassung: Ich bin begeistert, meine Teamkolleginnen sind es ebenfalls und haben mit mir sofort Etappenpläne für die Zweitklässler gemacht. Wir haben unsere Arbeit weiteren Kolleginnen vorgestellt, die das Ganze überzeugend fanden und ebenfalls Lernetappen zusammenbasteln (wollen).

Nun auch noch ein paar Details (ich versuche dabei insbesondere auf die Fragen im Kommentar von Sylvia einzugehen):

Den bebilderten Lernweg konnte ich nur in einer Klasse an die Wand heften. In der anderen Klasse reichte der Platz nicht, obwohl ich die Einzelteile schon verkleinert hatte. Ich merke aber, dass die Kinder ihn gar nicht benötigen. Durch die bebilderten Etappenpläne wissen sie, welche Materialien sie nutzen sollten und an den flachen Schränken und Regalen sehen sie weitere Materialien, die sie zusätzlich nutzen können – und dies tun sie auch.

Meine Hauptmaterialien in Deutsch sind, wie du richtig erkannt hast, der Sandkasten zum Nachspuren, Knete und Biegeplüsch. Dazu arbeiten die Kinder im Arbeitsheft („Selbstlernheft-Grundschrift“ Jandorf-Verlag), im Übungsheft (Schreibübungen, die ich mit Bleistift vorschreibe) und auf Arbeitsblättern zur akustischen Differenzierung – (Enthält das Wort den Laut? und Wo hörst du den Laut? – Anlaut, Inlaut, Auslaut).  Außerdem gibt es Arbeitsblätter mit verschiedenen Übungen zu den „Trainingsbuchstaben“ und die Arbeitsblätter zum Kieler Leseaufbau. Weiterhin nutzen die Kinder das ABC-LÜK-Heft mit Übungen zur akustischen und optischen Differenzierung.
Im Wahlbereich gibt es die Möglichkeit Buchstaben mit Glassteinchen nachzulegen (anfangs sehr gern genutzt), Buchstaben zu spannen (teilweise sehr schwer, aber auch sehr gern genutzt) und Buchstaben zu fühlen (nicht so der Renner bei den Kindern). Ich habe einfache Anlautdominos und leichte Lesedosen im Angebot. Letztere werden bisher nur von sehr wenigen Kindern genutzt. 2 Kinder lesen schon im „Lies mal!-Heft 1“ vom Jandorf-Verlag.

In Mathe sollen/durften die Kinder in der Startetappe ebenfalls kneten, Gummibänder spannen und Ziffern im Sand spuren. Sie schreiben im Übungsheft und auf Arbeitsblättern Ziffern und ordneten Mengen zu. Am PC gibt es das Programm Oriolus und die Übungen zum Zählen.
In der Folgeetappe geht es um das Zerlegen von Mengen und Zahlen. Dazu haben die Kinder das Mitze-Mia-Heft von Florian Emrich, Splitboxen (von Betzold), Glassteinchen, Wendeplättchen, Arbeitsblätter und Übungen im Lehrbuch (mit Überhangfolie) und die Schüttelbox der Lernwerkstatt am PC.
Weitere Angebote sind im Matheregal, völlig frei zu nutzen (Würfel-Mosaik-Kästen, Dominos zu Mengen und Zahlen, Klipp-Klapp, erste Rechendominos, …. ) da habe ich kaum eine Auswahl getroffen, sondern lasse den Kindern freie Wahl. Vereinzelt stelle ich einem Kind auch mal ein Material vor, das ich für dieses Kind spannend finde. In den Folgeplänen gibt es auch LÜK-Hefte, Logico-Karten und Karteikarten, …)

Die Kinder beider Jahrgänge arbeiten eifrig an den Aufgaben. Sie freuen sich, wenn ich ihnen vorschlage, den Test zur Lernetappe zu schreiben oder fragen sogar nach, wenn nur noch wenige Übungen auf dem Plan offen sind. Die Ergebnisse zeigten bisher, dass die gewählten Übungen zu schaffen sind und dass die Kinder im Anschluss auch entsprechende Aufgaben lösen können, dass sie also ihre Tests bisher zufriedenstellend oder besser bestanden haben.

An den Kindern der 2. Klasse erkenne ich besonders, dass sich die Umstellung gelohnt hat. Sie arbeiten sehr oft hochmotiviert und eifrig. Sie nutzen die Möglichkeiten der Selbstkontrolle und sind stolz darauf, den Abschlusstest schreiben zu dürfen. Besonders auffällig ist es bei den Kindern, die nicht so viel schaffen, die bei den Wochenplänen immer wieder Misserfolge hatten, obwohl sie nur einen stark reduzierten Pflichtteil zu absolvieren hatten.
Nun heißt es: „Dir fehlen zwar noch ein paar Übungen, aber was denkst du; schaffst du schon den Test?“ Manchmal meint ein Kind „Ich mach noch die und die Übung und dann schreibe ich den Test“; ein anders Kind geht sofort auf das Angebot ein.

Die Erstklässler gehen auch ziemlich souverän mit den Angeboten der Lernpläne um. Es ist faszinierend, wie sie mit diesen A4-Tabellen klarkommen, die ich ihnen als Übersicht in die Hand gebe!
Ein Mäuschen hat in Mathe einen Extra-Plan, weil ich entdeckte, dass es schon bis in den Hunderterraum rechnen kann. Da habe ich einen Plan zusammengebastelt mit verschiedenen Angeboten von 0 bis 20 und auch von 20 bis 100. Wenn das Kind diesen Plan bewältigt, beginnt es mit dem ersten Plan der 2. Klasse.
Ein anderes Kind ist in Mathe schon fast mit dem 3. Plan fertig. Die anderen arbeiten am 2. Plan.
In Deutsch sind die Unterschiede noch nicht so gravierend. Das Potential ist aber schon erkennbar. Da wird es auch bald Ausreißer nach vorn geben.

Das Buchstabendiktat (Silben-, oder Wortdiktat) habe ich bisher mit jedem Kind einzeln machen können. Ich denke aber, dass ich das auch mal mit zwei oder drei Kindern gleichzeitig mache. Mehr Kinder möchte ich da gar nicht nehmen, damit habe ich nicht so gute Erfahrungen gemacht. („Ich hab´s nicht richtig gehört!“; „Wartet mal, ich muss was verbessern!“; ….)

Super bewährt hat sich unsere Arbeit mit Etappenplänen bei Vertretungsunterricht. Als eine Teampartnerin krank war, konnte ich aus dem Fach die benötigten Tests und neuen Lernetappen nehmen, wenn ein Kind fertig war. Ebenso funktionierte dies, als ich selbst eine Woche gefehlt habe. Das ist ein gutes Gefühl für den erkrankten Lehrer (Die Lehrer und Kinder wissen ja, was sie tun können/sollen) und auch für Vertretungslehrer (Die Kinder haben ja ihre Pläne. Da muss ich mir nichts aus dem Ärmel zaubern.) Auch die Eltern wissen, dass alles geordnet weitergeht, wenn die Lehrerin fehlt und sie haben Übungen, wenn das Kind krank zu Hause ist und sich schon ein wenig besser fühlt.

In meinen wenigen Teilungsstunden, wenn ich meine Ersties allein habe, schreiben wir Wörter mit Anlauttabelle, machen Hör- und Silbenübungen, lesen, erarbeiten  neue Trainingsbuchstaben und probieren neue Übungsformate aus, damit die Kinder sie dann in der individuellen Arbeit kennen und sie selbständig bearbeiten können.
In Mathe funktioniert das ebenso. In den Teilungsstunden machen wir Sachen, die gar nicht in den Plänen enthalten sind oder bereiten die Grundlage für die kommende Lernetappe. Heute haben wir zum Beispiel mit Hilfe des Goldenen Perlenmaterials ausprobiert wie das mit dem Plus geht – was da so passiert und haben dann auch mit Wendeplättchen Plusaufgaben im Zehnerraum gelegt und gerechnet.

Ich denke, dass der Start mit 29 Erstklässlern deutlich schwieriger zu bewältigen ist, als mit einer halben Klasse von Frischlingen, die sich an den „großen“ Zweitklässlern orientieren können. (Eine reine Anfängerklasse ist vermutlich immer etwas schwieriger.) Ich denke aber, dass die Arbeit mit Lernetappen (oder Bausteinen) auch in einer altersgleichen Klasse sehr gut klappt.
Ein großes Plus ist, dass die sehr leistungswilligen und leistungsfähigen Kinder nicht am Lernen und Arbeiten gehindert werden. Wenn diese Kinder ihren Plan haben und entsprechend arbeiten können ohne auf Erklärungen, Aufforderungen usw. warten zu müssen, wenn sie sich die Materialien selbständig nehmen dürfen, dann bleibt mehr Zeit, um den Kindern zu helfen, die noch nicht so mutig und selbstbestimmt sind, die einfach mehr Erklärungen und Hilfen brauchen.

14 Gedanken zu „Nach 9 Wochen

  1. Hallo,
    es freut mich, dass du so ausführlich von deiner Arbeit berichtet hast.
    Ich selbst habe auch eine 1/2 JÜ und es würde mich interessieren, welche Materialien du für die 2. Klasse verwendest. Ich arbeite viel mit dem Elefantenbuch, bin aber nicht so wirklich zufrieden…
    Liebe Grüße, Alex

  2. Vielen lieben Dank für deine super ausführliche Beschreibung. Bei mir gestaltet sich die Sache sehr ähnlich und ich bin froh, hier eine Gleichgesinnte gefunden zu haben. Viel Erfolg und Freude wünscht dir weiterhin Sylvia

  3. @ Alex

    In der 2. Klasse arbeiten die Kinder viel in ihren Arbeitsheften. Auf den Etappenplänen sind die passenden Seiten angegeben. („Zahlenfuchs“, „Schreibschrift-Selbstlernheft“ und „Rechtschreiben 2“ – alles vom Jandorf-Verlag.) Außerdem nutzen wir Lehrbücher, die schon seit Jahren in der Schule vorhanden sind. Die Kinder schreiben die Aufgaben ins Übungsheft. Wir haben unsere LÜK-Hefte, Logico- und Klammerkarten, sowie Karteikarten in Mathe und Deutsch gesichtet und den Lernetappen zugeordnet.
    Im Plan zu einer Wortart gibt es das jeweils passende Gloria-Heft von Valessa Scheufler. Viele Mathe-Etappen haben ein Mietze-Mia-Heft von Florian Emrich im Angebot.
    In jedem Plan gibt es PC-Übungen. Wir haben seit Jahren Oriolus Mathe und Deutsch und die Lernwerkstatt. Aus diesen Programmen haben wir die passenden Übungen ausgesucht und per screenshot die Symbole auf den Plan gebracht. So können die Kinder auch da allein arbeiten (oft sogar in einem anderen Raum auf dem Flur.)
    Lesedosen, Rechenspiele, geometrische Übungen, …. stehen jederzeit zur Verfügung und sind nicht im Plan ausgewiesen. Im Augenblick lesen zwei unserer Mädels fleißig in Büchern. Ich habe ihnen angeboten, morgen oder am Montag in den PC-Raum zu gehen und das Antolin-Quiz zu machen.
    Wenn ich mal Zeit habe, liste ich die Hefte/Materialien zu den einzelnen Etappen genauer auf und schreib das in´s Zauber-Forum zum Thema Lernbausteine.

    Das Elefantenbuch kenne ich zwar nicht, aber ich gehe davon aus, dass brauchbare Übungen darin enthalten sind. Was nicht passt, lässt du weg und suchst dir andere Aufgaben. Schließlich müssen wir keine Bücher „durcharbeiten“ ;-)
    Manchmal ist es auch sinnvoll 2 oder 3 Prüfexemplare, die in irgend einem Regal herumstehen, mit in die Klasse zu nehmen aus denen die Kinder Aufgaben abschreiben oder die Aufgaben mit Überhangfolie und Folienschreiber bearbeiten.

    @Sylvia

    ich freu mich auch, wenn ich bei anderen lese, dass ich auf einem guten Weg bin oder wenn ich sogar noch neue Ideen bekomme. :-)
    Du bist aber nicht die Sylvia, die im Artikel „Es kann wieder losgehen“ die Fragen gestellt hat – oder doch?

    1. Liebe Arnie, das habe ich am Link erkannt :-) Zur Fragestellerin gehörte kein Link, aber das hat ja nix zu sagen ;-) deshalb meine Frage.
      Nun weiß ich, dass hier 2 Sylvias lesen. Das freut mich.

  4. Toi toi toi und danke für deine ausführliche Antwort…von jandorf nutze ich auch sehr viel…besonders die Lies-mal-Hefte sind bei den Kids beliebt ohne Ende…;-)

  5. Liebe Drachenmama,

    ich bin die Fragen-Sylvia, und bin ganz begeistert von der ausführlichen Beantwortung. Herzlichen Dank dafür! Deine Etappenpläne gefallen mir außerordentlich gut, ich habe sie für mich und meine riesige Lerngruppe adaptiert, bin schon mal sehr gespannt. Leider habe ich keine Teamkollegin, das wäre eigentlich noch das i-Tüpfelchen.
    Wenn erst einmal alles „gesackt“ ist, kommt evtl. noch die ein oder andere Frage ;-)
    Also, noch einmal vielen Dank und ein schönes We,

    Sylvia

  6. Es freut mich sehr,von deinen Erfolgen zu lesen. Ich arbeite nun seit 3 Jahren so und bin immer noch begeistert….ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, anders zu unterrichten. Wie gestaltet sich die Elternarbeit bei euch? Wie gehen andere Kollegen damit um?

    Liebe Grüße aus Athen;-)))
    Astrid

  7. @ Sylvia

    ich freue mich, dass du mit meinen Erklärungen etwas anfangen konntest und wünsche dir viel Erfolg und vor allem Freude bei der Arbeit. Wenn noch weitere Fragen sind, dann frag ruhig!

    @ Astrid

    die Eltern haben die Lernpläne und die Erklärungen dazu positiv aufgenommen. Die Übersichten, auf denen die Kinder ihre erledigten Arbeiten kennzeichnen, geben ihnen anscheinend genau den Einblick, den manche bis dahin nicht hatten; die zugehörigen Tests zeigen, welche Inhalte ihr Kind beherrscht und welche noch nicht so gut.
    Von anderen Kollegen habe ich noch keine Rückmeldung, ob und wie sie die Anregung, mit Lernetappen zu arbeiten, umgesetzt haben. Mal abwarten!

  8. Hallo, danke für die tollen Tipps. Ich habe eine Frage zu deinen 1. Klasse Plänen: wie sieht genau bei Dir ein Buchstabendiktat bzw. Buchstabenschreibtest aus und wann machen die Kinder diese? Viele Grüße, Kristina

  9. @Kristina

    Wenn eine Etappe weitestgehend bearbeitet ist, schreiben die Kinder den zugehörigen Test. Der erste Teil besteht aus einer „Schönschreibübung“ – die Trainingsbuchstaben der Lernetappe sollen ordentlich in Zeilen aufgeschrieben werden. Daran sehe ich, ob evtl. noch ungünstige Schreibabläufe genutzt werden. Vereinzelt gebe ich dann noch einmal Hinweise zu einem günstigeren Schreibablauf und lasse den entsprechenden Buchstaben noch ein wenig üben.
    Der zweite Teil besteht aus dem Diktat. Anfangs diktiere ich nur Buchstaben: „Schreibe das große A!, Schreibe das kleine E!, …“ Nachdem die ersten Konsonaten bekannt sind diktiere ich Silben und kleine Wörter: „Schreibe ma! schreibe mo!, Schreibe ri!, …. Schreibe Moni!, Schreibe Lama!, …“
    Die Wörter wähle ich aus unseren Lese- und Schreibübungen aus und sage im Augenblick auch noch an, ob das Wort groß oder klein beginnt.
    Da die Kinder sehr unterschiedlich fertig werden, kann ich das Diktat oft mit einem Kind allein schreiben. Jetzt sind gerade drei Kinder gleichzeitig mit ihrer Etappe fertig. Diese drei nehme ich mir morgen zusammen und diktiere Silben und Wörter.

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